Heute war ein Mammut-Reisetag mit „Amtsgeschäften“. Wie gestern bereits angekündigt, ging es um 5 Uhr in der Früh „on the road“. Tom‘s Fahrer fuhr mit Tom, Frank und mir gute 300 km in den Bundesstaat Tamil Nadu. Nicht nur die 27 Haarnadelkurven (Hairpin Bends – wieder ein neues englisches Wort gelernt) bremsen einen auf indischen Straßen aus (dazu gleich nochmal eine „Unmutsbeschreibung“). So waren wir gut 6 Stunden mit dem Auto unterwegs. Da dafür am frühen Morgen weder Zeit noch Hunger vorhanden war, legten wir unterwegs eine Frühstückspause ein. Daher hier der zweite Teil in Sachen „Food-Blogging“: Fladenbrot mit Kartoffelfüllung und Marsala (Gewürz), dazu Dips.
Unsere 1. Etappe führte uns nach Periyakulathupatty zu Father Paul (Nachfolger von Father Patrick, der den Brückenbauern bisher als dortiger Ansprechpartner bekannt war). Dorthin gingen in den letzten beiden Jahren jeweils der Großteil der 90%-Spenden. Damit wurde ein Nachhilfe-Programm im ehemaligen Pfarrhaus der Vincentiner-Kirche ins Leben gerufen (u. a. mit Unterrichtsmaterial und der Finanzierung der Nachhilfelehrer), wovon derzeit 5 Patenkinder (1 Junge, 4 Mädchen) profitieren. Ein Foto mit den Kindern (und einem weiteren, was sich netterweise dazu gestellt hat) durften wir auch machen:
Mit im Vincentiner-Sitz wohnt auch Father Wilson, der uns auf Father Franklin aus unserer St. Laurentius-Gemeinde in Warendorf ansprach, der ein guter Freund von ihm ist (rechts neben Frank):
Die Grüße richten wir sehr gerne aus!
Dann ging es weiter zur Schule (hier gibt es kein Internat/Hostel – die Kinder schlafen normal zu Hause), wo wir ein weiteres Patenkind kennen lernen durften:
Gegen 14 Uhr starteten wir dann die zweite 300 km-Etappe – wieder rund 6 Stunden Autofahrt – zum heutigen Zielort in Kerala. Hier nächtigen wir in einem Seminar der Vincentiner.
Nun noch ein bisschen Realsatire (wie bereits angekündigt):
Heute stand viel Autofahren auf dem Programm. Durch das frühe aufstehen könnte man die lange Fahrt eigentlich wunderbar zum Schlafen nutzen. Das ist aus verschiedenen Gründen aber ein Ding der Unmöglichkeit – zumindest bei mir. Ohne Nackenkissen fliegt der Kopf hin- und her und man kann ihn nicht auf der Kopfstütze halten. Die Straßen sind selten gut und frei von Schlaglöchern. Dann hat Indien ja fast alle Freiheiten auf der Straße, was Fahrzeug, Mensch oder Getier betrifft. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung gibt es de facto nicht. Entsprechend fahren alle so schnell wie sie wollen oder können. Das führt zu ständigem Slalomfahren und Überholmanövern. Gegen die Risiken stumpft man scheinbar ab. Zum Hinweis, dass man überholt oder zu überholen gedenkt, wird gehupt. Das Wort „Nötigung“ gibt es in Indien wohl nicht. Wenn es dunkel ist, wird zur Unterstützung die Lichthupe genommen oder direkt das Fernlicht eingeschaltet.
Um die Geschwindigkeit zwischendurch wieder zu drosseln, gibt es zum einen bewusst gesetzte Huckel/Bodenschwellen. Bremst man davor nicht ab, hebt man ob oder ruiniert sich den Unterboden. Zum anderen sind 2 versetzt auf die Fahrspur(en) gestellte Rollgitter sehr beliebt. Manchmal steht Polizei drauf, manchmal denkt man aber auch an Willkür. Laut Tom sollen die nur am Ortsein- und Ortsausgängen stehen, sowie bspw. vor Schulen und Kindergärten. Ich bin der Meinung, das können nicht alle Möglichkeiten sein…
Die dadurch bedingte Fahrweise ist somit typisch indisch und keine Eigenheit von Tom’s Fahrer – der meistert das alles hervorragend und souverän. Man fährt ruckhaft, bremst viel, gibt viel Gas und eben nicht ruhig und geordnet. Das erklärt die G-Kräfte, die auf meinen Kopf wirken, wenn ich versuche im Auto zu schlafen…
Hallo Bruderherz,
endlich melde ich mich mal wieder. Sorry, dass es so lange gedauert hat. Habe gerade erst einmal in Sachen Reisebericht-Lesen wieder aufholen müssen. Deine Beschreibungen des indischen Straßenverkehrs sind immer wieder beeindruckend.
Es ist faszinierend, was ihr alles erlebt und wen ihr alles trefft! Wunderbare Erlebnisse. Und auch die Fotos sind einmalig. Besten Dank euch beiden Fotografen!!!
Wünsche euch weiterhin eine erlebnisreiche Zeit!
Liebe Grüße aus dem heute morgen noch verschneiten (!) Herne,
Silvia